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Es war einmal eine kleine Klinik

Gesundheit Die medizinische Versorgung Gaildorfs hat sich gravierend verändert. Der Verlust des Krankenhauses ist verschmerzt. Mit dem neuen Ärztehaus sollen Strukturdefizite ausgeglichen werden. Von Klaus Michael Oßwald  

Kaum mit Millionenaufwand fertig saniert, schon gingen die Lichter aus im früheren Bezirks- und Kreiskrankenhaus an der Gaildorfer Kochstraße. Vor etwas mehr als sieben Jahren, am 1. Juli 2012, war das letzte Kapitel geschrieben, die kleine Klinik, zuletzt vom Haller Diak getragen, aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen.

Umfassendere Versorgung

Das ist Geschichte. Die heftigen Diskussionen, die das langsame, 2003 begonnene Sterben der Einrichtung begleitet hatten, sind verstummt. Im öffentlichen Leben der Stadt und der umliegenden Gemeinden spielt das Thema längst keine Rolle mehr. An die stärker gewordenen Patientenströme ins Haller Diakonie-Klinikum oder zur Mutlanger Stauferklinik haben sich Bürger, die eine komplexere medizinische Hilfe in Anspruch nehmen müssen, gewöhnt. Auch daran, dass sich die Zahl der Kranken(haus)-Fahrten zwischen Gaildorf und Hall seither vervielfacht hat.

Unterdessen ist die Medizin nicht stehengeblieben. Die umliegenden und teilweise erheblich größeren Kliniken mit ihren Fachzentren garantieren heute eine umfassendere medizinische Versorgung, als dies früher das kleine Gaildorfer Krankenhaus – eine Einrichtung der Grundversorgung, allerdings mit höherem Anspruch – mit seinen 85 Betten zu leisten vermochte. Gleichwohl sind auch diese großen Häuser einem gnadenlos immensen Kostendruck ausgesetzt.

Projekt Ärztehaus

Der Verlust der Klinik ist verschmerzt, die Wunden sind vernarbt. Eine Kompensation lässt sich mit Blick auf die inzwischen höheren medizinischen Standards vielleicht feststellen, eine quantitative indes nicht. Um kleinere Leiden kümmern sich die niedergelassenen Ärzte. Oder, mag mancher Patient die Entfernung zum nächsten Krankenhaus ins Kalkül ziehen, auch niemand.

Um nun die Gesundheitsversorgung im hiesigen ländlichen Raum zu verbessern, hat die Familie von Ehrenbürger Gerhard Schick ein Ärztehaus geschaffen. Karin Schick scheute die satte Millioneninvestition nicht, um einer sich drohend abzeichnenden Entwicklung zu begegnen: dem demografischen Wandel und einem akuten Ärztemangel! Unter dem Dach des Ärztehauses mit Zentrum für Familienmedizin, orthopädisch-unfallchirurgischer Praxis, einer Gynäkologie und Geburtshilfe sowie einem ambulanten OP-Zentrum sind auch Krankenkasse, Apotheke oder Physiotherapie angesiedelt.

Über Arbeitsmangel können sich die in der Einrichtung Tätigen nicht beklagen. Und die räumlichen Kapazitäten sind – was auf die Fachärzte-Zulassung zurückzuführen ist – noch nicht ausgeschöpft. Nach wie vor herrscht in der Stadt und damit auch in den umliegenden Gemeinden Mangel an verschiedenen ärztlichen Disziplinen, gerade auch an solchen, die einstmals in Gaildorf angesiedelt waren wie die Hals-Nasen-Ohren-Medizin.

Im „Centrum Mensch“

Doch zurück zum früheren Krankenhaus. Die Immobilie, die nach wie vor dem Landkreis gehört, erfuhr gleich nach der Schließung der Klinik eine neue Nutzung und heißt jetzt „Centrum Mensch“: Die Räume sind überwiegend an Unternehmen vermietet, die im engeren wie im weiteren Sinn mit Medizin zu tun haben.

Auch hat sich die Einrichtung durch die Reihe der „Klinikgespräche“ überregional einen Namen gemacht. Namhafte Ärzte aus den beiden Krankenhäusern in Hall und Crailsheim bieten dort jeden Monat einen Fachvortrag an. Für viele Menschen der Beginn einer medizinischen Behandlung.

Rundschau Gaildorf / 06.09.2019

Ortstermin im Gaildorfer Ärztehaus vor zwei Jahren: Investorin Karin Schick spricht mit Sozialminister Manne Lucha (Grüne) über die Gesundheitspolitik des Landes. 
Foto: Archiv/Klaus Michael Oßwald
Ortstermin im Gaildorfer Ärztehaus vor zwei Jahren: Investorin Karin Schick spricht mit Sozialminister Manne Lucha (Grüne) über die Gesundheitspolitik des Landes.
Foto: Archiv/Klaus Michael Oßwald