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Auf dem Weg zurück ins Leben

Seit April 2018 lebt Andreas Günter aus Bühlertann in der Wohngemeinschaft Jonathan in Gaildorf. Inzwischen richtet sich sein Blick nach vorn. Von Brigitte Hofmann

Die Geschichte von Andreas Günter macht Mut. Mut deshalb, weil sie zeigt, dass es selbst nach dem härtesten Tiefschlag wieder aufwärts gehen kann. Seit April vergangenen Jahres lebt der Bühlertanner in der Wohngemeinschaft Jonathan in Gaildorf. Gut behütet und betreut, ist er auf dem Weg zurück ins Leben. In dieser Woche wird in einer Heilbronner HNO-Klinik noch die künstliche Verbindung zwischen seiner Luftröhre und der äußeren Umgebung entfernt. Läuft alles nach Plan, kann er seine Sachen packen und nach Hause zu seiner Frau Pauline. Vor einem Jahr war daran nicht zu denken.

Liebevoller Umgang gibt Kraft

„Jetzt geht’s mir ganz gut, sie haben mich wieder auf die Beine gestellt“, freut er sich. Mit Unterstützung kann er sogar ein paar Schritte gehen. „Und wir freuen uns über jeden, den wir entlassen können“, merkt Pflegedienstleiter Felix Schottky an. Die Pflegefachkräfte Corinna Siebenbrodt, Victoria Crantz und Christos Savalakis pflichten ihm bei.

Der liebevolle Umgang und die Atmosphäre im „Jonathan“ haben ihrem Patienten Kraft gegeben, neue Energie zu tanken. Mit einer schweren Lungenerkrankung war Andreas Günter ins Krankenhaus eingeliefert worden. 40 Tage lang lag er im künstlichen Koma, erzählt er. Er galt als aus therapiert, als er aus der Reha in Bayern entlassen wurde. Im April 2018 kam er in die Wohngemeinschaft Jonathan im Gaildorfer Centrum Mensch. Teilweise habe er beatmet werden müssen und bekam hochdosiert Sauerstoff zugeführt, berichtet Felix Schottky. Außerdem sei er nicht wirklich ansprechbar gewesen.

An die Trachealkanüle, die am Hals sichtbar ist, hat sich der 67-Jährige gewöhnen müssen. Doch inzwischen hat sich vieles verändert. Mit Stolz verweist er auf die von ihm gemalten Bilder oder die gebastelte Fotowand. „Ich danke Ihnen dafür“, sagt er mit Blick auf seine „Ersatzfamilie“. An Weihnachten durfte er in ihrer Begleitung sogar nach Hause, um mit seiner richtigen Familie zu feiern. Das Haus Jonathan macht solche Aktionen möglich. Es gehört zu den Aufgaben, Brücken zu bauen. Die Patienten können ohne zeitliche Beschränkung Besuch empfangen, und Angehörige dürfen hier sogar ihr Nachtlager aufschlagen.

Dass Pflegekräfte permanent unter Zeitdruck stehen und Arbeitsabläufe minutiös getaktet sind, gilt in der Wohngemeinschaft nicht oder nur bedingt. Zeit sei da, so wie sich das eine Pflegekraft wünscht, heißt es hier. In zwei Wohngruppen gibt es Platz für maximal 15 Frauen und Männer, die rund um die Uhr versorgt werden. Der Intensivpflegedienst Jonathan beschäftigt 45 Pflegefachkräfte. Nicht alle arbeiten Vollzeit, aber immerhin schlagen 26,5 Planstellen mit Intensivpflege-Charakter zu Buche.

Alle arbeiten Hand in Hand

Es sind nicht nur ältere Menschen, die sie betreuen, auch solche nach Unfällen, mit Tumoren oder anderen Krankheitsbildern. Voraussetzung ist, dass es sich um Langzeitbeatmungs- und Intensivpflegepatienten handelt. Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte arbeiten Hand in Hand, um deren Leben wieder lebenswert zu machen. Andreas Günter hat es fast geschafft. Bis zum Bühlertanner Fasching will Andreas Günter unbedingt daheim sein.

Neue Kreisrundschau /  Haller Tagblatt / 09.02.2019